Entwöhnung – Und was kommt dann? Deine Nachsorge
Im Anschluss an eine Entwöhnung, ob ambulant oder stationär in einer entsprechenden Einrichtung, entscheidet die Zeit danach, ob Du auch langfristig nüchtern bleibst. Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass die Chance abstinent zu bleiben enorm steigt, wenn Du Dich weiterhin aktiv mit dem Thema beschäftigt. In der Regel sind das Angebote wie Einzelgespräche in Suchtberatungsstellen, sog. Nachsorgegruppen oder Selbsthilfegruppen. Aber: Nicht jeder möchte nach so einer intensiven Zeit in Gruppengesprächen zu Hause damit weitermachen. Sich erneut mit zunächst fremden Menschen treffen, die man sich nicht selbst ausgesucht hat. Oder es passt auch zeitlich nicht wirklich gut, weil man berufstätig ist, Familie hat oder, oder, oder.
Ich selbst habe für ein Jahr sowohl das Einzelgespräch als auch die wöchentliche Nachsorgegruppe wahrgenommen, weil ich es für mich als wichtig und sinnvoll erachtet habe. Und ich war sehr dankbar, mich dort in einem geschützten Raum mit meinen Gedanken und Sorgen austauschen zu können. Am Ende war es total egal, woher wir alle kamen. Denn wir hatten alle eine gemeinsame Erfahrung. Und die hat uns zusammengebracht.
Die Wärme und das Mitgefühl der anderen erfahren, das tut gut!
Alle konnten zuhören, haben mitgefühlt oder Ratschläge gegeben. Aus ihren eigenen Erfahrungen heraus. Und ich durfte meine Vorbehalte gegenüber anderen Menschen über Bord schmeißen. Das hatte ich zwar in der Entwöhnung auch schon getan, aber noch nicht zu 100%. Jetzt durfte ich wieder die Wärme und das Mitgefühl der anderen erfahren, und das tat gut!
Einmal war es so: Ich war bereits etwa ein halbes Jahr in der Gruppe, als mich eines Tages zuhause eine unendliche Traurigkeit überkam. Die Traurigkeit über das Wissen, dass ich wirklich nie mehr Alkohol trinken durfte, wollte ich nicht wieder da landen, wo ich mich vor der Entwöhnungszeit befand. Nie wieder den kleinsten Tropfen bei einem Treffen mit Freunden, kein Tropfen am Strand unter blauem Himmel. Es war das Bewusst werden eines endgültigen Abschieds von einem vertrauten Begleiter. Wie habe ich geweint in der Gruppe. Und wie schön war es zugleich, weil ich wusste, dass mich wirklich jeder dort verstand!
# Kleine Randnotiz: Wie ich heute damit umgehe
Die Trauer bleibt nie lange. Was mir neben der Gruppe geholfen hat, waren und sind drei Dinge:
- Ich lasse diese Trauer zu. Es ist nicht hilfreich, sie zu ignorieren oder wegzudrücken. Trauer ist da und sie darf sein.
- Ich spreche mit Frauen, Gleichgesinnten, die ich in der Entwöhnung kennengelernt habe und die mir seitdem lieb und teuer sind. Gespräche sind so wertvoll anstatt allein klar kommen zu wollen.
- Wenn die Trauer kommt, und sie kommt immer noch einmal im Jahr, nehme ich es wie mit anderen Dingen, die ich auch nicht haben kann: „Kommt vor! Was soll´s. Ist nicht schlimm. Es gibt Spannenderes, Wichtigeres, Gesünderes.“
Mein Fazit für Dich
Falls Du Dir selber gerade Gedanken machst, wie es für Dich nach der Entwöhnung weitergeht, kann ich Dir eine wöchentliche Gruppe nur wärmstens empfehlen. In der Regel gibt es fast überall in Deutschland solche Angebote. Mich hat dieses Jahr in der Gruppe enorm dabei unterstützt, wirklich keinen Alkohol mehr zu trinken, in der neuen Nüchternheit anzukommen (denn es braucht mehr als eine Entwöhnung) und die Abstinenz nur einmal im Jahr wirklich als Verzicht wahrzunehmen.
Falls Du zu den Menschen gehörst, die lieber in anonymer Umgebung weitermachen möchten, dann interessiert Dich vielleicht mein individuell auf Dich zugeschnittenes Angebot.
PS: Vielleicht hast Du ja ebenfalls bereits Erfahrungen mit Nachsorgegruppen oder Selbsthilfegruppen gemacht und magst diese mit uns teilen. Gern in den Kommentaren!